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Wer sieht hier alt aus?

Wie fühlst du dich, wenn du an deinen nächsten oder gar übernächsten runden Geburtstag denkst? Welche Touren machst du? Und welche hast du noch vor? Ich als 26-Jähriger freue mich jedenfalls mäßig auf die Überschreitung der 30er-Marke. Ganz zu schweigen von der 40. Denn gerade für uns Bergsportbegeisterte ist das Älterwerden eine recht unbequeme Angelegenheit. Schließlich wollen wir auch in Zukunft nicht auf unsere Lieblingstour verzichten müssen und (Achtung, ambitionierte Bergsportler!) weiterhin persönliche Bestleistungen jagen – mit mehr Höhenmetern, weiteren Distanzen und höheren Schwierigkeitsgraden. Aber das Älterwerden macht uns da einen dicken fetten Strich durch die Rechnung! Stimmt doch, oder?

Na ja, ganz so einfach ist das nun auch nicht. Ich muss dabei an ein Gespräch zwei alter Männer zurückdenken, denen ich auf einem Berggipfel zuhörte: “Ich bin 87 Jahre alt. Ob die heutige Jugend in meinem Alter noch auf Berge steigen kann?” Bei einer anderen Bergbegegnung kam ich mir vor wie eine müde Schnecke, als ich von einem älteren Herren im neongelben Skitour-Rennanzug quasi fliegend überrundet wurde. Und seitdem steht mein Generationenverständnis Kopf! Ich bin mir sicher, dass auch du Beispiele kennst, an denen sich zeigt: 50 heute ist nicht mehr wie 50 damals (oder welches Alter auch immer). Irgendwie scheinen die klassischen Rollenbilder der wilden Jugend und des gemütlichen Alters stärker zu verschwimmen. Und manchmal sehen die Jungspunde gegenüber den Älteren sogar alt aus. 

 

Aber ist das nicht ein Hoffnungsschimmer für uns alle, wenn man genauer darüber nachdenkt? Absolut! Schauen wir nur einmal auf Bergsteigerlegenden, wie die Huberbuam, Stefan Glowacz oder Gerlinde Kaltenbrunner. Alle über 50 und dennoch begeistern sie uns Jahr für Jahr mit neuen Projekten und Expeditionen. Zugegeben, die sind natürlich kein ernstzunehmender Maßstab für uns berufstätige Breitensportler, aber sie senden dennoch eine wichtige Botschaft: In jeder Lebensphase geht was! Es ist uns allen bewusst, dass im Laufe der Jahre unsere körperliche Leistungsfähigkeit abnimmt und wir mehr Regenerationszeit benötigen. Und normalerweise rückt damit das Aufstellen neuer Rekorde in immer weitere Ferne. Aber das ist nicht zwangsläufig so! Zwar schwindet die Schnell- und Maximalkraft für die Spitzenbelastungen, aber konstant und lang andauernde Ausdauerleistungen können weit jenseits der 30 erst ihren Höhepunkt finden. Eine super Nachricht für alle, die lange Bergtouren, Geländeläufe oder Kletterrouten lieben! Und dann ist da noch der prall gefüllte Rucksack voller Berg- und Lebenserfahrungen, die über viele Jahre lang Fertigkeiten, Taktik und Instinkte geschult haben und einige brenzliche Situationen am Berg zum Guten wendeten.

 

Wenn man sich das so überlegt, wird klar, dass die höchsten Schwierigkeitsgrade und schnellsten Zeiten den Jungen vorbehalten sind. Aber die größeren alpinen Abenteuer sind nur mit viel Erfahrung, hoher Ausdauer und ausgefeilten Fertigkeiten zu meistern. Also halten wir fest: 50 ist nicht wie 20, aber 20 ist auch nicht wie 50. Denn in jeder Lebensphase haben wir andere Fähigkeiten, die uns neue Türen öffnen – und darauf können wir uns in jedem Alter freuen! Aber wer dennoch Aufmunterung im Hinblick auf den nächsten runden Geburtstag braucht: Meine heißgeliebte Fitnessuhr hat mir neulich ein biologisches Alter von 20 Jahren attestiert. Sehr gut, da rückt die 30er-Marke in noch weitere Ferne!

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